Marianne Maier (1943-2015)
Angetrieben von Neugier und inspiriert von ihrer Liebe zu den Menschen, zum Leben und zur Natur geht Marianne auf ihre Reise – stets umgeben von Freunden und Familie, geprägt von Kunst und Kultur.

Wie alles begann
"Ich mag es hier – alles ist so bunt", denkt sich Marianne, als sie 1943 das Licht der Welt erblickte. Sie war die dritte von vier Schwestern der Bäckerfamilie Sengstschmid in Windhaag bei Freistadt im Mühlviertel. Marianne hatte eine behütete und glückliche Kindheit.
In der Schule und von ihrer Mama wurden schon bald ihr Talent und ihre Leidenschaft fürs Zeichnen erkannt und gefördert. Als sie von einer Schule in Linz hört, "wo man den ganzen Tag zeichnen kann", kann sie das kaum glauben. Da diese Schule als "berufsbegleitend" galt, erklärte sich auch ihr Papa einverstanden - und ihr Traum ging in Erfüllung. 1957, mit 14, packte Marianne ihre Koffer und ging an die Kunstgewerbeschule in Linz, wo sie sich von nun an ihrer großen Leidenschaft, dem Zeichnen, voll und ganz widmen will.




Ich suche, experimentiere und entdecke
1961 - Schule fertig, der Kopf voller Erwartungen und voller Sehnsucht nach der großen Welt. „Auf nach Wien!”, dachte sie sich. Sie fand schnell Anschluss und auch Arbeit, zuerst in Grafikbüros und dann sogar bei den Wiener Werkstätten. Doch das Geld war immer knapp und alles war schwieriger als gedacht. In den Cafes lernte sie die Wiener Künstlerszene kennen. Im berühmten Cafe Hawelka war sie schnell bekannt: „Marianne! Ein Glas warme Milch?” Sie war im Zentrum der für sie großen Welt … und ist doch das Mädchen vom Land geblieben.

1962 - zurück nach Linz, als Verlagsgrafikerin beim Trauner Verlag. Sie gestaltet Magazine und Buchumschläge. Die Arbeit erfüllte sie, endlich kann sie ihre gestalterischen Ideen praktisch umsetzen. Die Welt war in Ordnung. Und es sollte noch besser kommen.
Die Natur, die Familie und natürlich die unvergleichlichen Bäcker-Semmerln lockten sie oft nach Hause, nach Windhaag. Im Bus kommt sie mit ihrem Sitznachbarn aus dem Nachbardorf ins Gespräch. „Bist du die Schwesta von da Schwesta?”, fragt er. Trotzdem: irgendwie gefällt er ihr … und sie ihm auch.
1965 - Marianne und Fred, der Sitznachbar aus dem Bus, heiraten und ziehen nach Grieskirchen. Sie gibt ihre Arbeit beim Trauner Verlag auf und beginnt als freischaffende Grafikerin zu arbeiten. Auch das Malen intensivierte sie und experimentiert mit unterschiedlichen Techniken und Stilrichtungen, zeichnet mit Tusche, malt in Acryl und Aquarell.




In den frühen 70er Jahren entdeckt sie bei einem Bildhauer in Kärnten Batik für sich, eine in Indonesien entstandene Technik, bei der Gewebe mit flüssigen Wachs bemalt und anschließend gefärbt wird. Der Entschluss für Batik war spontan und wird ein wesentlicher Bestandteil ihres kreativen Ausdrucks.
Ich „verwirkliche“ mich
Als Mutter von Olivia und Joachim, als Hausfrau, Ehefrau und leidenschaftliche Tennisspielerin hat sie einen vollen Terminkalender. Sollte man meinen. Doch sie findet immer genug Zeit, viele Freundschaften zu pflegen und ihre Kunst weiter zu entwickeln.
1977 - es weht ein frischer Wind in Grieskirchen. Fünf junge Oberösterreicher, Manfred, Rudi, Hafi, Karl und Heli, mieten den Roßmarkt 1, gründeten einen Kulturverein und veranstalten Lesungen, Konzerte, Ausstellungen und Feste. Marianne und Fred sind von Anfang an dabei.

1979 - nach fast 10 Jahren intensiver Auseinandersetzung mit der Batik, wird die erste große Ausstellung von Marianne eröffnet. Sie ist ein voller Erfolg. In den kommenden 20 Jahren folgen viele Ausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen. Ihre Batik-Arbeiten werden immer raffinierter und bald unterrichtet sie auch andere Künstler und Interessierte in dieser Technik.
1981 - Alex kommt zur Welt.
Seit den frühen 90er Jahren, inspiriert unter anderem von Reisen nach Zakynthos, wendet sie sich wieder verstärkt dem Zeichnen und dem Malen in Aquarell und Acrylfarben zu, wohl auch als Ausgleich zu der sehr präzisen und anstrengenden Arbeit mit der Batik.




Erneuerung
Die Kinder sind aus dem Haus, doch die Oma ist heißbegehrt bei den Enkelkindern Manu, Samuel, Sophie, Noah und Richard, die sie oft besuchen.
Marianne sucht nach neuen Herausforderungen. Sie entdeckt das Golfen für sich und widmet diesem sehr viel Zeit. Auch in ihrer künstlerischen Tätigkeit sehnt sie sich nach Neuem, nach Veränderung. Wieder beginnt eine Phase des Experimentierens mit neuen Farben, Techniken und Materialien. Vermehrt entstehen großformatige Exponate in Schütt- und Spritztechnik.

Sie sucht nach Inspiration in der Literatur, in Galerien und Museen oder einfach in Gesprächen mit Freunden. Ihre Bilder werden immer stärker ein Ausdruck ihrer Gefühle oder widmen sich Themen aus ihrer physischen oder geistigen Umgebung.



Dieser Text entstand 2016 im Rahmen der Retrospektive "Ich, Marianne. Mein buntes Leben." im Haus Rossmarkt. Die von ihrer Familie zusammengestellte Ausstellung war eine Reise durch das Leben und Wirken der Künstlerin Marianne Maier und gab Einblicke in sechs Jahrzehnte kreativen Schaffens.
Text: Alexander Maier
Fotos: Olivia Wimmer, privat
Fotos: Olivia Wimmer, privat
Danke an Hubert Gaisbauer, Manfred Berghammer, Efli Baumgartner und Hansi Affenzeller.